Mitarbeiter in der Landwirtschaft halten: Gemeinsam Lösungen finden
6/28/20253 min lesen
Warum Mitarbeiter in der Landwirtschaft kündigen – und wie ihr sie haltet
Liebe Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter,
ihr investiert viel in euren Betrieb: in moderne Maschinen, in die Gesundheit eurer Tiere, in die Qualität eurer Böden. Doch was ist mit eurer wertvollsten Ressource – euren Mitarbeitern? Der Arbeitskräftemangel ist real, und qualifizierte Hände zu finden, ist eine Herausforderung. Aber noch wichtiger ist es, sie zu halten.
Wenn Mitarbeiter kündigen, ist das nicht nur ärgerlich, sondern kostet euch bares Geld und wertvolles Know-how. Es kann eine "negative Spirale" in Gang setzen, die Produktivität und Rentabilität mindert. Lasst uns gemeinsam die Hauptgründe beleuchten, warum Angestellte in der Landwirtschaft gehen, und wie ihr dem entgegenwirken könnt.
1. Der Wandel der Erwartungen: Mehr als nur der Lohn
Die Zeiten, in denen harte körperliche Arbeit und lange Stunden ohne viel Hinterfragen akzeptiert wurden, sind vorbei. Die Werte der Beschäftigten haben sich gewandelt.
"Schwitzen ist eine Krankheit": Dieser drastische Ausdruck verdeutlicht, dass die Bereitschaft zu extrem körperlich anspruchsvoller Arbeit abnimmt. Mitarbeiter suchen nach Arbeitsplätzen, die ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden stärker berücksichtigen.
Wunsch nach Flexibilität und Work-Life-Balance: Immer mehr Mitarbeiter, auch in der Landwirtschaft, legen Wert auf flexible Arbeitszeitmodelle, die Raum für Familie und Freizeit lassen. Starre Arbeitszeiten und unklare Überstundenregelungen sind ein Kündigungsgrund.
Fehlende Wertschätzung und Anerkennung: Ein einfaches "Danke" kann Wunder wirken. Mitarbeiter sind motivierter, wenn ihre harte Arbeit und ihr Engagement regelmäßig und aufrichtig gewertschätzt werden. Fehlt diese Anerkennung, sinkt die Zufriedenheit schnell.
2. Führung und Kommunikation: Wenn die Basis bröckelt
Die Art und Weise, wie ihr euer Team führt und kommuniziert, hat direkten Einfluss auf die Mitarbeiterbindung.
Veraltete Führungsstile: Der traditionelle "Chefpatriarchat"-Stil, bei dem Mitarbeiter nur Anweisungen befolgen, ist überholt. Moderne Arbeitskräfte wünschen sich mehr Einbindung, Gehör und die Möglichkeit zur Übernahme von Verantwortung. Misstrauen der Führungskräfte gegenüber den Beschäftigten kann ebenfalls ein Problem sein.
Mangelnde offene Kommunikation und Feedback: Wenn Probleme nicht zeitnah besprochen werden und Lob oder konstruktive Kritik fehlen, sammeln sich Unzufriedenheiten an. Eine offene und transparente Kommunikationskultur ist entscheidend für ein gutes Arbeitsumfeld.
Unklare Rollen und Aufgaben: Wenn nicht klar ist, wer für was zuständig ist, führt das zu Doppelarbeit, Frustration und Ineffizienz.
Zeitdruck der Betriebsleiter: Oft fehlt euch als Betriebsleiter die Zeit für direkten, bedeutungsvollen Kontakt zu euren Mitarbeitern und für effektive Delegation.
3. Entwicklung und Perspektiven: Stillstand ist Rückschritt
Mitarbeiter möchten sich weiterentwickeln und Perspektiven sehen. Wenn diese fehlen, suchen sie woanders.
Mangel an Schulungen und Weiterbildung: Regelmäßige Mitarbeiterschulungen und Fortbildungsmöglichkeiten finden oft selten statt.5 Dies führt schnell zu Unzufriedenheit und einer höheren Personalfluktuation.
Kompetenzdefizite bei neuen Technologien: Die Landwirtschaft wird digitaler, doch nicht alle Mitarbeiter sind bereit oder in der Lage, sich mit neuen Technologien zu beschäftigen. Wenn keine Unterstützung oder Schulung angeboten wird, kann dies zu Demotivation führen.
Fehlende Karrierepfade: Die Möglichkeit, neue Aufgaben und Verantwortungsbereiche zu übernehmen und sich beruflich weiterzuentwickeln, ist ein wichtiger Motivationsfaktor.
4. Die besondere Herausforderung: Saisonarbeitskräfte
Diese Gruppe ist für viele Betriebe unverzichtbar, bringt aber spezifische Kündigungsgründe mit sich:
Wenig Zeit zur Einarbeitung: Die kurzfristige Natur der Beschäftigung (oft nur wenige Wochen) lässt kaum Zeit für eine umfassende Einarbeitung.
Geringe Vorkenntnisse und Sprachbarrieren: Saisonkräfte bringen oft wenig fachspezifisches Wissen mit, und Sprachbarrieren erschweren die Kommunikation und Einarbeitung zusätzlich.
Strukturelle Schwachstellen: Der Wettbewerbsdruck im Agrarsektor wird oft direkt an die Saisonkräfte weitergegeben, was zu suboptimalen Arbeitsbedingungen führen kann. Auch die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften, z.B. bezüglich Unterkunftskosten, ist ein sensibles Thema.
Fazit: Gemeinsam die Zukunft gestalten
Die Gründe für Kündigungen in der Landwirtschaft sind vielfältig und komplex. Sie reichen von veränderten Mitarbeitererwartungen über Führungsschwächen bis hin zu fehlenden Entwicklungsmöglichkeiten und den spezifischen Herausforderungen bei Saisonkräften.
Doch die gute Nachricht ist: Ihr könnt diese Probleme aktiv angehen! Es geht darum, eure Betriebe zu attraktiveren Arbeitgebern zu machen und euer Team als das wertvolle Kapital zu sehen, das es ist.
In den nächsten Beiträgen werden wir gemeinsam erkunden, welche Ansätze – auch einfache, kostenlose Tools – euch helfen können, erste Schritte in Richtung einer effizienteren und mitarbeiterfreundlicheren Teamführung zu gehen. Teilt eure Erfahrungen und Ideen! Was ist eure größte Herausforderung bei der Mitarbeiterbindung? Bleibt dran!
Quellenangaben:
Statistisches Bundesamt (Destatis): Informationen zu Beschäftigtenzahlen in der Landwirtschaft.
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL): Informationen zu alternden Betriebsleitern und agrarpolitischen Diskussionen.
BüL (Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft): Studie zu Herausforderungen in der Mitarbeiterführung.
DAZE App: Artikel zur Mitarbeiterzufriedenheit in der Landwirtschaft.
Landwirtschaftskammer Niedersachsen: Bericht "Fachkräfte suchen - mit Strategie zum Erfolg".
taz.de: Artikel zum Arbeitskräftemangel in der Landwirtschaft.
DLG e.V.: Magazinartikel "Herausforderung Mitarbeiter".
Universität Göttingen: Studie "Saisonarbeitskräfte in der deutschen Landwirtschaft".
topfarmplan.de: Artikel "Teamwork" zu Kommunikations- und Koordinationsproblemen.
Rentenbank: Studie "Arbeitsmarkt, Ausbildung, Migration – Perspektiven für die Landwirtschaft".
